Einhell Germany AG | Optimierung des europäischen Standortnetzwerks für die Einhell Germany AG

Wie Fraunhofer Austria die ideale Verteilung von Lagerstrukturen in ganz Europa fand

© Einhell Germany AG

Einhell ist führender Hersteller hochmoderner Werkzeuge rund um Haus und Garten. Durch den stetigen Ausbau seiner innovativen Akku-Plattform Power X-Change ist das international erfolgreiche Unternehmen mit Sitz in Landau/Isar Vorreiter im Bereich akkubetriebener Werkzeuge und Gartengeräte und beschäftigt weltweit mehr als 2.700 Mitarbeitende. Einhell verfügt in Europa über ein stark fragmentiertes, durch lokale Lagerstrukturen ausgezeichnetes Logistiknetzwerk, welches aus 37 Lagerstandorten in verschiedensten Regionen besteht. Dieses bestehende Netzwerk aus Lagerstandorten war in der Vergangenheit organisch gewachsen, wobei die Standortentscheidungen auf regionalen Überlegungen, nicht aber auf europaweiten Optimierungsberechnungen beruhten. Einhell hat sich zum Ziel gesetzt, ein zukunftsfähiges europäisches Logistiknetzwerk zu schaffen, welches effizienter, flexibler und robuster gestaltet ist als bisher und beauftragte daher die Expertinnen und Experten von Fraunhofer Austria mit einer Netzwerkplanung. So konnte die optimale Anzahl an europäischen Lagerstandorten sowie deren optimale geografische Lage in Bezug auf die zukünftige Kundenstruktur ermittelt werden. Auch ob zwischengeschaltete Lagerstufen am Rande Europas in der Nähe großer Häfen vorteilhaft sein könnten, war eine Frage, die im Projekt geklärt werden konnte.

Ordnung in die Daten bringen

Alexandra Birkmaier von Fraunhofer Austria nahm diese Herausforderung gemeinsam mit einem Team von Kolleginnen und Kollegen an. Am Anfang des Projekts stand – wie immer bei stark datengetriebenen Projekten – die Sichtung und Verknüpfung der oft sehr unterschiedlichen Daten, denn die Expertin für globale Netzwerkplanung benötigt für ihre Optimierung zu allererst das Mengengerüst. Das bedeutet, man muss wissen, welche Produkte und Mengen je Lagerstandort ein- und ausgelagert werden müssen.

»Ist man mit mehreren Standorten konfrontiert, die unabhängig voneinander gewachsen sind und weiterentwickelt wurden, so ist es natürlich nicht verwunderlich, dass dort verschiedene Softwaresysteme zum Einsatz kommen. Für uns bedeutet das aber, dass die Daten in sehr unterschiedlichen Formaten vorliegen, anders strukturiert sind und erst zusammengeführt und harmonisiert werden müssen, bevor wir mit den Analysen starten können«, erklärt Alexandra Birkmaier. Sind die Mengen bekannt, die pro Lager abgewickelt werden, kann man die Kosten eines Standortes berechnen, denn Personalkosten, Energiekosten, Versicherungskosten, Lagerhaltungskosten und viele weitere Faktoren lassen sich für Lager unterschiedlicher Größe und mit unterschiedlicher Warenmenge nur bedingt vergleichen. Um die Zahlen in Relation setzen zu können, berechnete das Team die Kosten pro abgearbeiteter Bestellzeile – pro »order line«. So konnte die Ist-Situation bewertet und eine valide Datenbasis für den Vergleich verschiedener Szenarien geschaffen werden.

Das »Center of Gravity«

Doch wie könnten andere Szenarien aussehen? Um das zu ermitteln, ist es nötig, die Ziele aller betrachteter Lieferungen geocodiert auf einer Landkarte darzustellen und zu clustern. Die Forscherinnen und Forscher berücksichtigten dabei auch die Abnahmemengen der Kunden, und ob die Lieferungen in Form von Paletten oder Paketen erfolgten. Um die Frachtkosten zu verringern, müssen dann die Distanzen minimiert werden. Welcher mögliche Standort wäre also nahe am Schwerpunkt – dem »center of gravity« – und hätte demnach die kürzesten Wege? Und wie viel würde die Errichtung und Erhaltung eines Lagerstandortes an diesem Ort kosten? Auch Grundstückskosten, Gebäudekosten und Lagertechnik-Kosten wurden im Zuge des Projekts herangezogen um diese Fragen zu beantworten. Das Ergebnis: eine europaweite Transportkostenmatrix und aus den Analysen resultierende 55 potenzielle Standorte.

Nicht nur die Gegenwart, sondern die Zukunft 

Doch nicht nur für die Gegenwart sollte ein Optimum gefunden werden, denn interessant ist für ein erfolgreiches Wirtschaften insbesondere die Zukunft. Welche Regionen haben einen schnell wachsenden Markt? Welche anderen sind gesättigt? Das ermittelte das Team für das Zielplanungsjahr 2038, auch unter Berücksichtigung verschiedener Fokusproduktgruppen. »Für eine Aufgabe mit dieser Komplexität braucht man ein Projektteam mit einem breit gefächerten Portfolio an Kompetenzen und Spezialwissen«, erklärt Alexandra Birkmaier, die sich bei dem Projekt ganz in ihrem Element fühlte. »Es sind Data Scientists nötig, man braucht mathematische Modellierungen und zugleich aber auch das Domänenwissen, um überhaupt einschätzen zu können, welche KPIs für die Berechnung relevant sind. Und schlussendlich muss es auch noch jemand programmieren. Die Zusammenarbeit mit dem Team von Einhell hat in jedem dieser Schritte hervorragend funktioniert.« 

Auch Dr. Markus Thannhuber, Vorstand Technik der Einhell Germany AG, zeigt sich mit der Zusammenarbeit und den Ergebnissen sehr zufrieden: »Es war beeindruckend mitzuverfolgen, wie das Projektteam von Fraunhofer Austria die hochkomplexe Frage nach der optimalen Verteilung der Lagerstruktur für ganz Europa Schritt für Schritt und Berechnung für Berechnung gelöst hat. Die methodische Vorgehensweise stellt sicher, dass alle essenziellen Faktoren – von der Länge der Lieferwege über die Lagerkosten bis hin zum erwarteten Absatz in jeder Region – berücksichtigt wurden. Das ist für uns eine große Unterstützung, um die richtigen Entscheidungen für die Zukunft unseres Unternehmens treffen zu können.«

Factbox

Projekt

NEXXUS | Globale Netzwerkplanung für die Einhell Germany AG

Projektdauer

13 Monate

Methode

Datenaufbereitung, Center of Gravity basierter Clustering-Algorithmus, Transportkostenmatrix-Heatmap

Projektergebnisse

Bewertung und Vergleich verschiedener Netzwerk-Szenarien