»Künftig wird in der Instandhaltung weniger repariert und mehr kommuniziert«

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© Chrissom.Photography
Künftig werden Datenbrillen Wartungstechniker bei ihrer Arbeit unterstützen.
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Rund 80 Interessierte folgten der Einladung am 17. Oktober zum Fraunhofer Austria Kaminabend in Wien.

Am 17. Oktober 2017 luden Fraunhofer Austria und das Institut für Managementwissenschaften (IMW) der TU Wien zum Kaminabend ein. Für einen vollen Hörsaal am Institut sorgten die rund 80 Gäste, die sich an diesem Abend über das Thema Instandhaltung informierten.

Aktuelle Trends und Technologien wie IoT, Augmented Reality, Digital Twins oder Data Driven Maintenance führen auch in der Instandhaltung zu einem massiven Wandel. Was all jene bunten Schlagwörter jedoch gemein haben, zeigte Robert Glawar, Wissenschaftler bei Fraunhofer Austria, gleich zu Beginn der Vortragsreihe auf: Sie alleine bringen Unternehmen noch nichts. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, einen Schritt zurückzugehen, so der Experte: „Unternehmen müssen zuerst überlegen, was ihr Verständnis von Digitalisierung und Industrie 4.0 überhaupt ist und daraus eigene Ziele und in weiterer Folge Potentiale ableiten.“ Für diesem Zweck hat Fraunhofer Austria ein Reifegradmodell entwickelt, das Betriebe in dieser wichtigen Phase unterstützt. Wie das Ganze in der Praxis aussehen kann, zeigte Gastredner Horst Saiger, Leiter Betriebe und F&E bei Böhler Bleche. Der Traditionsbetrieb mit Werken in Hönigsberg und Mürzzuschlag und rund 510 Mitarbeitern verfolgt bei seinen Digitalisierungsprojekten die Philosophie der kleinen Schritte. Bereits seit vielen Jahren setzt das Unternehmen in Form von eigenen Inhouse-Aktivitäten und auch gemeinsam mit Forschungspartnern wie Fraunhofer Austria seine Digitalisierungsstrategie konstant um. In mehreren, anschaulichen Beispielen erklärte Saiger, wie Böhler Bleche Schritt für Schritt den Herausforderungen einer hohen Variantenvielfalt und kleinen Losgrößen aktiv begegnet und die eigenen Potentiale erfolgreich ausschöpft. Ein Faktor darf bei all diesen Prozessen nicht außer Acht gelassen werden, warnt Saiger: die eigenen Mitarbeiter. Sie gilt es, ständig mitzunehmen und zu integrieren.

Zum Schluss referierte Tanja Nemeth von Fraunhofer Austria über die Ergebnisse des kürzlich abgeschlossenen FFG-Projekts »Instandhaltung 4.0«, das Fraunhofer Austria gemeinsam mit der TU Wien, der Montanuniversität Leoben sowie den beiden Unternehmen Opel Wien GmbH und Pimpel GmbH in den vergangenen drei Jahren umgesetzt hat. Herzstück war die Entwicklung eines innovativen Instandhaltungsleitstands. Die zentrale Aufgabe des Forscherteams lag jedoch nicht im Erfassen und Speichern der Daten, sondern in der Anwendung von Analyse-Methoden und dem Informationsgewinn. Um mit den Daten umgehen zu können, bedarf es interdisziplärer Fähigkeiten, so der Tenor des Projekts. Bei den untersuchten Anlagenkomponenten im Opel-Werk konnten die Forscher eine Reduzierung der Stillstandzeiten von 12 bis 25 Prozent ermitteln.

Nach der Vortragssession konnten die Kaminabend-Gäste selbst einen Blick in die Zukunft der Instandhaltung werfen, in der mehr kommuniziert als repariert wird, und via Datenbrille einen Servicecheck bei einem Roboterarm durchführen. „Das Wartungspersonal wird künftig mittels Augmented Reality bei der Durchführung von Instandhaltungsprozessen unterstützt. Die Einblendung virtueller Informationen am physischen Werkobjekt ermöglicht eine schnelle, intuitive Behebung von Störungen“, erklärt Gerhard Reisinger von Fraunhofer Austria. Das Besondere ist hier vor allem, dass die Datenbrille direkt mit der Steuerung des Roboters kommmuniziert. Auf diese Weise kann der Roboter auf die individuellen Bedürfnisse des Technikers eingehen und dreht sich bei Bedarf von selbst in eine ergonomisch günstige Position. Zahlreiche Fragen an die Experten rundeten die Thematik ab.