Lean in der Logistik – Nutzen, Einführung und Optimierung
Lean Management bzw. Lean Production steht in der produzierenden Industrie hoch im Kurs, Logistikdienstleister haben sich aber bisher weniger mit diesem Thema beschäftigt. Die möglichen Einsparungspotenziale liegen aber auf der Hand. Deswegen präsentierte Fraunhofer Austria, gemeinsam mit Quehenberger Logistics, den Nutzen, die Vorteile und Best Practices von »Lean Logistics« im Rahmen eines Kaminabends.
In der produzierenden Industrie wird seit zehn bis zwanzig Jahren mit den Prinzipien des Lean Management bzw. Lean Production effizient gearbeitet. Erfolgreiche Unternehmen haben Produktionssysteme eingeführt und setzen auf Lean um Verschwendung zu identifizieren, Prozesse zu optimieren und somit den Kundenwunsch bestmöglich zu bedienen. Aber mit Ausnahme einiger weniger Unternehmen wird „Lean“ in der Transportbranche jedoch nach wie vor eher selten praktiziert. Das liegt vor allem daran, dass Lean-Prinzipien sich nicht einfach so im Vorbeigehen im Unternehmen implementieren lassen, sondern eine Neuorientierung der gesamten Firmenphilosophie bedingen. Die möglichen Einsparungspotentiale sollten viele Unternehmen zum Umdenken bewegen. „Viele der ursprünglich für die Produktion gedachten Lean Methoden lassen sich für die Optimierung von Logistikprozessen und Lagerstandorten adaptieren und verhelfen so zu großem Erfolg“, unterstreicht Stefan Auer, Leiter Logistikmanagement bei Fraunhofer Austria.
Zusammenarbeit mit Quehenberger als flächendeckender Erfolg
Aus diesem Grund beschritt Quehenberger Logistics, eines der größten mittelständischen Logistikunternehmen in Zentral- und Osteuropa, mit Unterstützung von Fraunhofer Austria durch den umfassenden Ansatz von Lean Logistics neue Wege. Gemeinsam wurde eine breit angelegte Initiative gestartet und mit der Ausrollung begonnen: Nach einer gemeinsamen Grobkonzeptionierung wurden zwölf Mitarbeiter ausgewählt, die im Rahmen einer sechstägigen Schulung an zwei Quehenberger-Standorten zu Lean Experts ausgebildet wurden und dort gemeinsam mit Fraunhofer Austria das Quehenberger Lean Excellence House entworfen haben. Darin ist festgehalten, nach welchen Gesichtspunkten Quehenberger Logistics in Zukunft agiert und welche Methoden dabei zum Erfolg führen sollen. Sehr wichtig dabei ist die Einbeziehung der Mitarbeiter, die im Rahmen eines systematisierten kontinuierlichen Verbesserungsprozesses aktiv das Unternehmen mitgestalten können. „Die Lean-Philosophie lässt sich nämlich nicht einfach von oben verordnen. Ohne die Mitarbeiter ist der Versuch, diesen Managementansatz in einem Unternehmen umzusetzen, schlichtweg zum Scheitern verurteilt“, weiß auch Christian Fürstaller, CEO bei Quehenberger Logistics.
Die Standorte, an denen die Schulungen durchgeführt wurden, dienen als Show Cases für die prototypische Implementierung. Dabei hatten die Lean Experts gemeinsam mit den Experten von Fraunhofer Austria die Möglichkeit, unter Anleitung das Gelernte umzusetzen und eigene Erfahrungen zu sammeln. Gemeinsam wurde auch die weitere Vorgehensweise zum umfassenden Rollout von Lean in allen Standorten definiert. Dieser Rollout wird im Rahmen von Einzelprojekten, sogenannten Lean Waves, durch zumindest drei Lean Experts durchgeführt und durch ein eigens konzipiertes unternehmensweites Monitoring überwacht. Die erzielten Ergebnisse in den bisher betrachteten Standorten zeigen das große Potenzial.
MTM in der Logistik als weitere Methode bei „Lean Logistics“
In weiterer Folge wurde im Rahmen des Kaminabends auch die praktische Anwendung von MTM, also der Methode zur Analyse von Arbeitsabläufen und Ermittlung von Plan- und Vorgabezeiten, in der Logistik vorgestellt. Dabei geht es um die Systematische Bewertung und Optimierung von Logistikprozessen. MTM als internationaler Leistungsstandard bietet für die Bewertung logistischer Abläufe geeignete Prozessbausteine. Diese ermöglichen z.B. die Beschreibung und zeitliche Bewertung von Kommissioniertätigkeiten, Ein-, Aus- und Umpackvorgängen, Behälter- und Kartonagenhandling, Handhabung von Verpackungsmaterialien aber auch Staplerfahrten, Handling mit Handhubwagen und Kranbewegungen. Experten von Fraunhofer Austria und der TU Wien koppelten das MTM-Verfahren mit dem Wertstromdesign. Diese systematische Vertiefung des Wertstromdesigns steigert die Produktivität durch eine aufeinander abgestimmte Gestaltung und Verbesserung von (produktions-)logistischen und arbeitsorganisatorischen Aspekten in Arbeitssystemen.