Qualifizierte Fachkräfte für die Produktion von morgen

Das Streben nach mehr Effizienz und der drohende Mangel an qualifizierten Fachkräften beschäftigen europäische Industrieunternehmen. Das von der EU geförderte Forschungsprojekt LOPEC begegnet diesen Herausforderungen: Es bietet eine innovative Lernumgebung für Facharbeiter auf Werksebene zur Vermittlung von Wissen und Anwendungsfähigkeiten im Bereich Lean Logistik.

Die Industrie zählt nach wie vor zu den größten Stärken der europäischen Wirtschaft. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, müssen Unternehmen etwa Methoden der Lean Logistik zur nachhaltigen Reduzierung von Verschwendungen in der Logistik konsequent implementieren. Aus diesem Grund wurde vom Bundesinstitut für Berufsbildung im Auftrag der Europäischen Kommission das Forschungsprojekt LOPEC (Logistics Personal Excellence by continuous Self-Assessment) beauftragt. LOPEC zielt auf die kontinuierliche Weiterbildung von Facharbeitern auf Werksebene im Bereich Lean Logistik ab und ist in drei Teile gegliedert: Eine E-Learning Plattform mit eigens entwickelten Lernmodulen bildet eine innovative Lernumgebung zur Wissensvermittlung im Bereich Lean Logistik, zweitens erlernen die Facharbeiter per Hands-on-Training in den Lernfabriken der Projektpartner interaktiv Analyse- und Optimierungsmethoden und drittens bietet LOPEC die Möglichkeit der Selbstbewertung der persönlichen Exzellenz in Lean Logistik.

Erfolgreiche Implementierung in österreichischen Industrieunternehmen

Von Februar bis Juni 2014 wurde die LOPEC-Lösung in vier Ländern (D, AUT, CRO, LV) in je drei Produktionsbetrieben getestet. Ziel der Unternehmen war es, Verschwendungen im Logistikbereich selbstständig durch ihre eigenen Mitarbeiter zu reduzieren. Motivierend für die Teilnahme war der Bottom-up-Ansatz – die Facharbeiter wählen die Module selbst aus und setzen diese selbstständig um. Dies führt zu einer hohen Akzeptanz seitens der Mitarbeiter. Auch die Förderung der persönlichen Exzellenz im beruflichen und privaten Bereich bewerteten Unternehmen als positiv.

Fraunhofer Austria übernahm die Pilotierung in Österreich. Ausgewählt wurden unterschiedlich große Unternehmen mit Spezialisierung auf die variantenreiche Serienfertigung und -montage von metallischen Teilen, Komponenten und Produkten in den Losgrößen 1 bis 10.000. In allen drei österreichischen Unternehmen konnten spürbare Verbesserungen durch Mitarbeiter im Bereich Logistik auf Werksebene initiiert und implementiert werden. Ergebnis waren effizientere Arbeitsabläufe in vordefinierten Pilotbereichen. Dies wirkte sich positiv auf die Produktivität, die Reduzierung der Kosten und die Erhöhung des Servicegrads der Logistik aus. Die Pilotierung hat gezeigt, dass die LOPEC-Lösung Mitarbeitern die Aufdeckung und Umsetzung von Potentialen im Logistikbereich erleichtert. Sie unterstützt die Generierung, Auswahl, Priorisierung und Umsetzung von Optimierungsideen. Die Selbstbewertung der persönlichen Exzellenz schafft Transparenz über Gesamtzusammenhänge der beruflichen und privaten Kriterien der Work-Life Balance.

Innovative Wissensvermittlung in Theorie und Praxis

Insgesamt wurden 150 Lernmodule ausgearbeitet und in eine eigene LOPEC-Lernplattform integriert. Die Facharbeiter können selbstständig und online, also ortsunabhängig, auf die Module zugreifen. Der fachliche Projektfokus »Lean Logistik« gliedert sich in zwei Themenbereiche: »Lean Warehousing« beschäftigt sich vor allem mit betriebsinternem Materialtransport und -einlagerung und »Supply Chain Management« mit der unternehmensübergreifenden Lieferkette. Erlernt werden vorwiegend Analysemethoden zur Erhebung von Ist-Zuständen sowie Optimierungsmethoden zur Erreichung eines angestrebten Soll-Zustands. »Neben dem umfangreichen theoretischen Fachwissen vermittelt LOPEC vor allem auch die Fähigkeit, erlernte Methoden und Instrumente sowie Lösungsansätze aktiv im eigenen Betrieb umsetzen zu können«, betont Ing. Andreas Jäger, MSc, MBA, Leiter des Projekts vonseiten Fraunhofer Austria, den Praxisbezug von LOPEC.

Das webbasierte Selbststudium wird durch praxisnahes Hands-on Training in der Fraunhofer Austria Lernmontage »Lean Assembly« ergänzt. Die interaktive Lernumgebung bildet komplexe, interdisziplinäre Lernszenarien mit Echtheitscharakter auf unterschiedlichsten Niveaustufen ab und vermittelt realitätsnah analytisches Denken, strukturiertes Arbeiten, Entscheidungs- und Problemlösungsfähigkeiten sowie Teamfähigkeit.

Selbstbewertung der persönlichen Exzellenz in Lean Logistik

»Das Forschungsprojekt LOPEC forciert die Einführung des persönlichen Exzellenzgedankens mit dem Ziel, lebenslanges Lernen systematisch zu fördern und somit langfristig die unternehmerische Exzellenz zu stärken«, so Jäger. Die persönliche Exzellenz umfasst einerseits den Umgang mit Methoden, Fähigkeiten und Strategien zur Erfüllung von persönlichen und geschäftlichen Zielen und andererseits die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Der Facharbeiter kann seinen persönlichen Lernfortschritt und seine Anwendungsfähigkeit von Lean Logistik Methoden im eigenen Arbeitsumfeld evaluieren und daraus Ziele für die Weiterentwicklung von Fähigkeiten und Kompetenzen ableiten. Die Selbstbewertung basiert auf dem EFQM Modell (www.efqm.org), das in Abstimmung mit EFQM vereinfacht und an den Mitarbeiter auf Werksebene angepasst wurde.

Fraunhofer Austria: Experte für Logistik und praxisnahe Aus- und Weiterbildung

Die Fraunhofer Austria Research GmbH übernimmt in diesem Projekt die Rolle des Lean Logistik Experten und bringt ihre Erfahrung in die Entwicklung eines praxisnahen Aus- und Weiterbildungskonzepts in der Lernfabrik ein. Projektpartner sind die ESB Reutlingen, die Universität Split, die TU Dortmund, Eurofortis SA und die IBK Management Solutions GmbH.

EU Projektdatenbank: http://www.adam-europe.eu