
Die Digitalisierung der Produktion führt Unternehmen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in eine neue Ära und bringt neue Herausforderungen, Aufgaben sowie operative Tätigkeiten mit sich. Doch wie wird sichergestellt, dass die gesamte Belegschaft über die zukünftig, nötigen Qualifikationen verfügt? Um dieses Thema proaktiv zu adressieren, hat Siemens die HR-Initiative #NextWork ins Leben gerufen. Fraunhofer Austria unterstützte eines dieser Pilotprojekte innerhalb zweier Werke in Berlin mit wissenschaftlicher Methodik sowie objektiven Analysen.
Tätigkeiten, Tasks sowie die dafür notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen verändern sich durch die Industrie 4.0 und die damit einhergehende Automatisierung rasant. Die aktuelle und anhaltende COVID-19 Krise beschleunigt die digitale Transformation und den Strukturwandel umso mehr. Vor allem technologiegetriebene Unternehmen mit Werksstandorten müssen sich einer besonderen Verantwortung stellen: Wer nicht rechtzeitig dafür sorgt, dass alle (Werks-)Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter auf die neuen Gegebenheiten vorbereitet sind, läuft Gefahr, mit den technologischen Entwicklungen nicht Schritt halten zu können - Standort und Arbeitsplätze wären gefährdet. Um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken, entwickelte Siemens #NextWork. Im Fokus hierbei stehen die proaktive Vorbereitung auf die sich verändernden Rollen- und Profilanforderungen sowie die Sicherstellung einer kontinuierlichen Qualifizierung der Belegschaft.
Modular zu neuen Profilen
Mit dem #NextWork-Ansatz von Siemens werden Entwicklungspfade und Maßnahmen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entwickelt. Ganzheitliche Analysen aktueller Jobprofile, Kompetenzen und Prozesse führen zu einem Verständnis der qualitativen und quantitativen Auswirkungen geschäftsfeldrelevanter Entwicklungen. Die #NextWork-Methodik wurde entlang mehrerer Pilotprojekte in unterschiedlichen Siemens-Geschäftsbereichen entwickelt. Um diese bestmöglich und individuell beraten und unterstützen zu können, wurden fundierte Methoden in Form eines „Modular Kit“ ausgearbeitet. Diese umfassen die Analyse aktueller und die systematische Identifizierung zukünftiger Jobrollen und Prozesse, abgeleitet von (technischen) Trends, sowie die Definition benötigter Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen.
Zwei Berliner Beispiele
Zwei Beispiele aus dem Pilotprojekt aus dem Schaltwerk (Leitwerk im internationalen Siemens Fertigungsnetzwerk für Schaltgeräte) sowie dem Röhrenwerk (Produktionsstätte für Niederspannungs-, Mittelspannungs- und Hochspannungsvakuumröhren) in Berlin zeigen, wie der #NextWork-Ansatz funktioniert und wie eine erfolgreiche Durchführung gelingt. Hierbei spielte die Zusammenarbeit mit Fraunhofer Austria eine wichtige Rolle: Die angewandte Forschungseinrichtung gewährleistete bei diesen Pilotprojekten die methodische, systematische sowie objektive Durchführung und sicherte dadurch die langfristige Nutzbarkeit sowie die Skalierbarkeit der Resultate. Fraunhofer Austria unterstütze darüber hinaus mit einer klar definierten Methodik sowie der Erfahrung aus Sicht der strategischen Mitarbeiterplanung und des operativen Betriebes im Wertschöpfungsumfeld.
„Nicht nur die externen Trends verändern uns, sondern unsere eigenen Initiativen, die wir in Bezug darauf starten“, erklärt Birk Klemm, Leiter des Schaltwerks Berlin bei Siemens. „Fraunhofer Austria hat uns als vertrauensvoller Partner geholfen, die Frage nach den Zukunftstechnologien in all ihrer Komplexität in den Griff zu bekommen“, fügt Hans-Guenther Besser, Leiter der Röhrenwerks Berlin hinzu.
Durch die Vielzahl von unterschiedlichen Aufgaben und Rollen in der Produktion und den indirekt damit verbundenen Bereichen, sowie einer noch größeren Anzahl von dafür notwendigen Kompetenzen erreicht die Komplexität der Analyse enorme Ausmaße. Die Frage lautete: Welche Prozesse laufen am Shop Floor ab und welche Aufgaben werden ausgeführt? Was bedeutet das für die Kompetenzen der Mitarbeiter?
Andreas Schumacher, Projektleiter bei Fraunhofer Austria beschreibt die Evaluierung so: „Wir haben die Prozesse bis auf Taskebene mittels 2600 Attributen heruntergebrochen, um ein möglichst reales Abbild der Werke zu bekommen, bevor wir uns überhaupt den zukünftigen Veränderungen zuwenden konnten“.
Ein weiterer Schritt bestand anschließend in der Überführung des Ist-Standes auf die Rollen der Zukunft. Diejenigen Innovationen, denen in der Zukunft die größte Relevanz zukommt, bildeten das Zentrum je eines im Projekt entwickelten „Innovation Orbit“. Mithilfe des Tools wurden all jene Tasks und Anforderungen gesammelt, die nötig sind, um eine volle Potentialausschöpfung der Innovation zu gewährleisten und diese vollständig zum Wohl des Betriebes zu nutzen.
„Mit den Innovation Orbits haben wir eine Art Lupe auf konkrete Zukunftsbilder geschaffen“, erklärt Dr. Andreas Schumacher. Diese bildeten die Basis für die Identifikation erforderlicher Qualifikationen bei Siemens, um die bestehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Mittelpunkt zu rücken. So schafft es Siemens vorausschauend, die Belegschaft fit für die Zukunft zu machen und in enger Kooperation mit Fraunhofer Austria skalierbare Tools zu entwickeln, die auch in weiteren #NextWork-Projekten an anderen Werkstandorten eingesetzt werden können. Ein wichtiger Schritt Richtung Zukunft der Arbeit ist vollzogen.