Der Automobilsektor ist seit jeher stark konjunkturabhängig, sodass Unternehmen – Automobilhersteller ebenso wie ihre Zulieferer – Strategien benötigen, um auch während starker Schwankungen den wirtschaftlichen Erfolg sicherzustellen. Die Diversifikation durch ein breit aufgestelltes Leistungsprogramm ist eine dieser Strategien. Dabei steht die Herausforderung im Vordergrund, Geschäftsfelder zu identifizieren, die möglichst gegenläufig sind und geringeren Schwankungen unterliegen. Annähernd 100 solcher Anwendungsfelder, die das Unternehmen krisensicherer und resilienter machen sollen, hat Fraunhofer Austria nun in einem erfolgreichen Projekt für die MAPLAN GmbH identifiziert. Die möglichen neuen Geschäftsfelder sind dabei zehn verschiedenen Branchen zugeordnet.
Das Aufspüren geeigneter Geschäftsfelder erforderte eine detaillierte Recherche. Die Expertinnen und Experten von Fraunhofer Austria denken dabei in drei verschiedenen Dimensionen: in der technologischen, der strategischen und in der Dimension der Marktattraktivität. Sind die im Unternehmen vorhandenen Technologien geeignet, um in das neue Feld einzusteigen? Kann sich das Unternehmen mit seinem Know-How und seinen Anlagen vielleicht sogar ein Alleinstellungsmerkmal aufbauen? Das sind die Fragen, welche die technologische Attraktivität des Geschäftsfelds bestimmen. Bei der Bewertung ist ebenfalls sicherzustellen, dass diese in das strategische Gesamtkonzept des betrachteten Unternehmens fallen. Dafür sind kontinuierliche Abstimmungen mit dem Auftraggeber unumgänglich. Mit dem Blick auf die Marktattraktivität werden schlussendlich Kriterien wie Marktgröße, -Wachstum und -Einstiegshürden unter die Lupe genommen, anhand welcher Aussagen zur Lukrativität des Geschäftsfelds getroffen werden können.
Bevor die Technologie- und Marktstudien jedoch beginnen können, widmen sich die Expertinnen und Experten von Fraunhofer Austria den Kernkompetenzen des Unternehmens. „Die Kunst besteht darin, Prozesse und Technologien im Unternehmen auf konkrete Funktionen und Eigenschaften herunter zu brechen“, erklärt Arko Steinwender, der an dem Projekt mit MAPLAN maßgeblich beteiligt war und schon viele Unternehmen auf diese Weise unterstützt hat. Erst wenn man verstanden hat, welche Funktionen von den Anlagen im Einzelnen ausgeführt werden, kann man überprüfen, in welchen Feldern genau diese Möglichkeiten noch von Nutzen sein können. „Man kann sich als Beispiel einen Spirituosenhersteller vorstellen. Dieser hat das nötige Equipment, um Alkohol zu verarbeiten und kann dieses im Krisenfall aber auch einsetzen, um Desinfektionsmittel herzustellen. Das wäre in diesem Fall also ein mögliches neues Geschäftsfeld, und analog dazu zeigen wir unseren Projektpartnern auf, wo ihre jeweiligen Potenziale liegen“, fügt er hinzu.
Sind die Suchbegriffe definiert, beginnt die eigentliche Recherche, die extrem zeitaufwändig sein kann. „In unserer breit angelegten Recherche beziehen wir wissenschaftliche Publikationen ebenso wie Marktstudien, Patente und unser Expertennetzwerk mit ein und ermitteln so, wo genau diese Eigenschaften genutzt werden können“, erklärt Alessandro Sala, Projektleiter des Vorhabens. „Bei diesem konkreten Projekt freue ich mich besonders, dass wir Felder identifizieren konnten, die in Richtung Nachhaltigkeit gehen, in diesem Sektor erwarten wir starke Entwicklungen“, fügt Alessandro Sala hinzu.
Zum Projektabschluss hat MAPLAN nun eine Ideenbasis in Form eines Anwendungsportfolios erhalten, mit der das Unternehmen in neue Märkte vordringen kann. Mit Hilfe dieses Ergebnisses soll nun ein konkreter Businessplan erarbeitet werden.