Engel | Montagesystem der Zukunft

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Gemeinsam mit Fraunhofer Austria entwickelte der oberösterreichische Spritzgießmaschinenhersteller ein Konzept einer effizienten Montage der Zukunft. 

Vor mehr als 70 Jahren gründete Ludwig Engel die Maschinenbaufirma Ludwig ENGEL. Inzwischen ist ENGEL Weltmarktführer bei der Fertigung von Spritzgießmaschinen für die Kunststoffindustrie. Vom Stammsitz in Schwertberg aus werden neun Werke in Europa, Asien sowie Nordamerika und gut 30 Vertriebsniederlassungen gesteuert. Die Zeichen stehen bei den Mühlviertlern auch in Zukunft klar auf Wachstum. 

Zukunftsorientiert wachsen

Für das Familienunternehmen in vierter Generation stellen die örtlichen Gegebenheiten am Standort Schwertberg eine Herausforderung dar: ein weiterer Zubau für den Montagebereich ist nicht möglich. Dennoch sollen die Stückzahlen weiter exponentiell wachsen und gleichzeitig die Produktivität sowie Flexibilität erhöht werden. Das verlangt nach einer effizienten Produktionssystemplanung. Mit umfangreicher Projektexpertise und jahrelanger Branchenerfahrung analysierte Fraunhofer Austria die historisch gewachsenen Gegebenheiten am Standort und entwickelte ein maßgeschneidertes Konzept einer effizienten und zukunftsweisenden Montage der Zukunft. 

Systematisch vorgehen

Aktuell werden am Standort Schwertberg die Spritzgießmaschinen auf einer Fließmontagelinie und auf Standplätzen gefertigt. Im Rahmen des Projekts sollte das Linienkonzept einer Zukunftsfähigkeitsprüfung unterzogen werden. Umfangreiche Analysen dienten hier als Basis für die Entwicklung des Montagekonzepts. Nach der Erarbeitung der Zielsetzungen gemeinsam mit Mitarbeitern und Management ging es für das Fraunhofer Austria-Team in medias res. Die Experten erhoben systematisch strategische und operative Kennzahlen, identifizierten kunden- und produktionskritische Merkmale, skizzierten die Prozesse und ermittelten die Flächenbilanz. Wertvolle Erfahrungswerte und Know-how lieferten dabei direkt die ENGEL-Mitarbeiter vom Shopfloor. Auf diese Weise konnten sich die Forscher sehr schnell einen detaillierten Einblick verschaffen und den Ist-Stand ermitteln. »Für uns war es wichtig, von Anfang an die Prozess- und ProduktexpertInnen als interdisziplinäres Projektteam in die Optimierungsaktivitäten miteinzubinden und dies so transparent wie möglich zu gestalten«, so Lisa Schwaiger, Projektleiterin bei ENGEL. 

Potentiale heben

»Unsere Vorschläge reichten vom Einsatz moderner Transportsysteme und neuen Layouts der Montagelinien bis hin zur Identifikation relevanter Industrie 4.0 Technologien, um die Durchlaufzeit zu reduzieren sowie die Typenflexibilität und Flächenproduktivität zu erhöhen«, erklärt Projektleiter Andreas Jäger von Fraunhofer Austria. 

Basierend auf den Analyseergebnissen wurden mehrere Segmentierungsvarianten erarbeitet, qualitativ bewertet und schließlich zwei Favoriten ausgewählt. Für diese zwei Varianten wurden optimierte Soll-Wertströme erarbeitet, aus denen vier Reallayout-Konzepte abgeleitet wurden. Die Bewertung und Auswahl der Konzepte erfolgte mithilfe einer Nutzwertanalyse innerhalb eines großen Workshops, in dem neben den externen Experten und dem Management auch die Mitarbeiter aus der Montage am Projekt mitwirkten und damit ihre wertvolle Expertise einbringen konnten. Darüber hinaus wurde eine Prozesskostenrechnung erstellt sowie technologische Potenziale entlang der Prozesskette identifiziert und weiter detailliert. Zum Projektende lieferte das Team von Fraunhofer Austria ein zukunftsorientiertes Grobkonzept für Linien- und Zellenmontagen ab. 

Weiter denken

Lisa Schwaiger erinnert sich noch gut: »Fraunhofer Austria zeigte uns, wie wir methodenbasiert unsere Produktionssysteme analysieren und strukturiert Optimierungspotentiale ableiten können.« Konkrete, bewertete Szenarien sowie die dazugehörigen Handlungsempfehlungen lieferten ENGEL eine wichtige Entscheidungsgrundlage, um die richtigen Schritte in Richtung einer effizienten Montage der Zukunft setzen zu können. Noch Ende 2017 startete bereits das nächste Projekt in Schwertberg. Dabei geht es für Fraunhofer Austria in die Fein- und Umsetzungsplanung der entwickelten Montagekonzepte bei ENGEL. 

»Dank Fraunhofer Austria waren wir in der Lage, datenbasierte, objektive Entscheidungen zu treffen und somit einen Meilenstein für unsere Montage der Zukunft zu setzen.«
DI Joachim Metzmacher, Geschäftsführer Produktion von ENGEL

Factbox

Projekt

 Montage der Zukunft 

Methode

Layoutgestaltung, Materialflussoptimierung, Wertstromdesign, Prozesskostenanalyse, Industrie 4.0- Technologien, Fraunhofer Austria-Planungswerkzeuge GRAPPA und VASCO

Laufzeit

3 Jahre

Projektergebnisse

Reduzierung des internen Transportaufwandes um ca. 60 %, Erhöhung des Anteils der auf Linien montierten Maschinen auf über 90 % bei gleichzeitiger Reduzierung der Anzahl an Montagestationen um mehr als 20 %
Ansprechpersonen Dr. Andreas Jäger