Wilfried Sihn, Gründervater von Fraunhofer Austria, wurde am vergangenen Freitag für sein herausragendes Engagement mit der Fraunhofer-Medaille geehrt. Fraunhofer Austria Aufsichtsratsvorsitzender Mathias Rauch überreichte die Medaille im Rahmen des Fachkolloquium Industrial Maintenance stellvertretend für den Präsidenten der Fraunhofer-Gesellschaft, Prof. Dr. Holger Hanselka.
Eine strategische Lücke geschlossen
2004 errichtete Wilfried Sihn, damals noch als stellvertretender Institutsleiter des Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart, im Rahmen seines Rufes an die TU Wien eine Projektgruppe des Fraunhofer IPA in Wien. Nach einem sehr erfolgreichen Aufbau und stetigem Wachstum wurde 2008 die damals 15-köpfige Projektgruppe nach entsprechendem Beschluss der Fraunhofer-Gesellschaft in eine GmbH überführt, deren Geschäftsführung Prof. Sihn gemeinsam mit Prof. Fellner übernahm.
„Sie haben die Dinge in die Hand genommen. Sie haben sie weiterentwickelt und getreu der Überzeugung ‚Tue Gutes und rede darüber‘ machten Sie Fraunhofer nicht nur bekannt; es gelang ihnen auch, bestehende Vorbehalte innerhalb des österreichischen Forschungsmarktes auszuräumen. Sie machten unmissverständlich klar: Sie waren gekommen, um nachhaltig vor Ort zu wirken; nicht um Mitbewerber zu verdrängen, sondern um eine strategische Lücke zu schließen“, sagte Prof. Holger Hanselka, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, in seiner an Prof. Sihn gerichteten Video-Grußbotschaft anlässlich der Verleihung.
Als Experte stets gefragt
Der Begriff Industrie 4.0 war bei der Gründung der Wiener IPA-Projektgruppe in Österreich noch weitgehend unbekannt. Mit seiner Expertise wurde Wilfried Sihn bald zum gefragten Experten und geschätzten Ratgeber für die Industrie. „Als Visionär und als ausgewiesener Experte haben sie das Thema Industrie 4.0 mit einem hohen persönlichen Einsatz nach Österreich gebracht, haben es positioniert und frühzeitig das Potenzial für den österreichischen Markt erkannt“, so Prof. Hanselka.
Wilfried Sihn hat auch die Bedeutung von Daten und deren Auswertung mit Hilfe von KI frühzeitig erkannt. Einer seiner prägenden Sätze: „Daten sind das Öl der Zukunft“ wurde vielfach kopiert.
Nach 19 Jahren bei Fraunhofer Austria trat Wilfried Sihn im Dezember 2023 in den (Un)Ruhestand und übergab die Geschäftsführung an seinen Nachfolger Prof. Dr. Sebastian Schlund. Mit der Fraunhofer-Medaille wurde er nun für seine langjährigen Verdienste um die Fraunhofer-Gesellschaft und insbesondere natürlich um Fraunhofer Austria geehrt.