
AT&S, einer der globalen Technologieführer für High-End Leiterplatten, setzt auf Expertise aus Wien. Mit transparenten Forecasting-Prozessen soll der Grundstein für die Fortsetzung der österreichischen Erfolgsgeschichte im chinesischen Shanghai und Chongqing gelegt werden.
Permanente Innovation und ständige Weiterentwicklung der eigenen Produktion bilden das Fundament der Wachstumsstrategie des Leiterplatten-Herstellers. Gleichzeitig scheut das Unternehmen keineswegs den Blick nach innen und stößt auch dort kontinuierlich Verbesserungsprozesse an. So wurde im Jahr 2018 das Projekt »Supply Chain Optimization« in der Business Unit Mobile Systems and Substrates mit unterschiedlichen Handlungsfeldern, von der Strategie bis zur Organisation, aufgesetzt. Für das Handlungsfeld »Prozesse« holte sich AT&S Know-how aus Wien. Ziel war es, die Strukturen im Werk in Shanghai zu optimieren, um weiteres Wachstum zu sichern, mehr Transparenz in der Supply Chain zu schaffen und zusätzlichen Kundennutzen zu generieren.
Nonstop nach Shanghai, bitte
Die AT&S Gruppe verfügt über Produktionsstandorte in Europa und Asien. Jedes der Werke ist auf ein dezidiertes Technologieportfolio fokussiert: Die beiden österreichischen in Leoben und Fehring beliefern vor allem den europäischen Markt und fokussieren auf kleine bzw. mittlere Serien für den Industrie- und den Automobilsektor. In China hingegen werden Großserien für Kunden aus dem Bereich »Mobile Endgeräte« gefertigt. Das Werk in Shanghai ist mit rund 4 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der größte Standort der AT&S und gleichzeitig Chinas‘ größtes HDI-Leiterplattenwerk.
Das Fraunhofer-Projektteam rund um Leiter Lukas Lingitz konnte rund zwei Monate lang das AT&S Werk in Shanghai ihren neuen Arbeitsplatz nennen. Dabei war vor allem der enge Austausch mit dem dort zuständigen Prozessteam für den Projekterfolg ausschlaggebend.
USP gegenüber Wettbewerber
Die Nachfrageprognose (»Forecasting«) ist ein wichtiger Prozess für die produzierende Industrie, der oftmals nicht ganz so leicht zu bewältigen ist. Ein »externer« Blick von außen kann dabei helfen, bestehende Muster zu hinterfragen und kurzfristig Verbesserungen zu erzielen. Fraunhofer Austria unterstützte das AT&S-Prozessteam vor Ort mit einer detaillierten Planungsprozessanalyse. Dabei wurde die gesamte Supply Chain in ihre Einzelteile zerpflückt, um neue Potenziale zum Vorschein zu bringen. Vor allem in puncto Forecasting. Hier lag die Problemstellung darin, dass bislang keine Möglichkeit bestand, Kunden-Forecasts zu vergleichen und langfristig Monitoring zu betreiben. Der Grund: Eine einheitliche Datenbasis fehlte. Speziell auf die Bedürfnisse von AT&S zugeschnitten, entwickelten die Wiener Forscherinnen und Forscher daher ein eigenes Tool, das die vom Kunden übermittelten Forecasts in eine einheitliche Form bringt. Im Anschluss wurde ein weiteres Tool realisiert, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von AT&S bei der Bereitstellung der Produktionsplandaten aus den Forecast-Daten unterstützt. »Täglich werden xxxx Leiterplatten hergestellt. Das verbesserte Forecasting hilft uns, noch besser und flexibler auf aktuelle Marktgegebenheiten und unsere Kunden reagieren zu können«, erklärt Thomas Brenner, Production Planning and Control Manager im Shanghai-Werk von AT&S.
Die neue Schnittstelle ins bestehende ERP-System ist nach einer erfolgreichen Testphase bereits seit Ende 2018 erfolgreich in Betrieb.
Rundum zufrieden
AT&S und Fraunhofer Austria arbeiten bereits seit einigen Jahren eng zusammen. 2015 fiel der Startschuss für die Zusammenarbeit zwischen dem steirischen Leiterplattenhersteller und Fraunhofer Austria. Damals führten die Produktions-Expertinnen und -Experten eine Potentialanalyse durch und begleiteten das Unternehmen ein Jahr später bei der Umsetzung der gesetzten Maßnahmen, darunter etwa die Verkürzung von Durchlaufzeiten in der Produktion.